Deus ex machina

Die Worte zu finden, die den Sturm im tiefsten inneren einen Menschen beschreiben, den verletzichsten Teil von uns, den wir hüten, damit er nicht bricht wie fein geschliffenes Glas. Jene nahezu unausprechlichen Gefühle, die durch einen Schatten im Gesicht, durch die Bewegung einer Hand, durch Seufzen sich den Weg an die Oberfläche bahnen, aber so gut wie immer kurz vor dem Freiwerden wie ein leichter Sommerwind vorbeiziehen und in die Ferne schweifen, ohne je gehört zu werden.

Die Geschichte eines Mädchen, das ich kenne berührt mich sehr. Sie ist ein Sonnenschein, zutiefst gutmütig, sicher auch ein kleiner Schelm, aber im Herzen bemüht und rein. Sie ist ein Mädchen, eine Frau, wie du und ich. Sie ist oft kindlich naiv, glaubt mehr als sie sollte an das Gute im Menschen und ihr Lächeln ist umwerfend. So kitschig es klingen mag, sie vermag einen in ihren Bann zu ziehen und sich wohl zu fühlen. Wie gesagt, natürlich hat sie auch ihre Ecken und Kanten, aber mich erinnert sie immer, wenn ich sie sehe an einen verletzlichen kleinen Welpen, den ich beschützen möchte, der völlig arglos in die Welt lächelt und die bitterste Realität ins Gesicht gedroschen bekommt.

Wenn sie einen Raum betritt, verwickelt sie die Menschen darin in lustige, interessante und tiefgründige Gespräche. Sie hat ein offenes Ohr für jeden und gibt auch viel aus ihrem Leben preis. Größtenteils zum ungläubigen Erstaunen der Anwesenden, wenn sie erzählt, wie sie zweimal fast gestorben wäre, und dies aber mit einem Zwinkern im Auge und ohne Bitterniss.

Ich bewundere sie oft, wie scheinbar leicht sie mit den Verletzungen ihres Lebens umzugehen vermag. Oft habe ich schon gehört, wie sie sagte, ich kann nicht mehr, ich weiss nicht mehr weiter. Aber am nächsten Tag stand sie wieder da und kämpfte. „Sie ist so stark“, höre ich oft. „Die bekommt alles alleine hin!“. Ja, das tut sie, so wie jeder von uns. Mal mit etwas mehr, mal mit etwas weniger Gejammer.

Und eines Tages stand sie vor mir und ich sah in ihre Augen und zurück blickte mir eine Leere. Eine Dunkelheit. Dieser Mensch, dieser strahlende Mensch,war innerlich gestorben. Und es zerreißt mir das Herz, diesen wunderbaren Menschen nie wieder zu sehen. Das mag jetzt für viele theatralisch klingen, überspitzt, aber leider ist es dennoch so.

Hätte sie die Sätze, welche sie nie schaffte an die Oberfläche zu tragen laut sagen können, wäre es vielleicht nie so weit gekommen:

Ich habe Angst!

Ich bin überfordert!

Sieh her! Sieh mit deinem Herzen und nicht mit deinem Verstand!

Bitte unterschätzt nie die stillen Worte, die eine Person nie ausspricht. Bitte schaut auf Menschen, die euch lieb und wertvoll sind, genauso wie ihr auf euch schauen würdet.

Denn dann seid ihr vielleicht der unerwartete Helfer, der ein schier unlösbares Problem einfach durch seine Präsenz lösen konnte. Einen Menschen wieder Zuversicht geben kann. Ohne grosse Worte, ohne Lösungsvorschläge.

Albert Einstein, meines Erachtens ein sehr kluger Kopf, sagte einst: Eine vorgefasste Meinung ist schwieriger zu zerstören, als ein Atom!“

Das unterschreibe ich blind. Das gilt genauso für mich. Tretet doch einfach mal einen Schritt zur Seite und versucht euch in die Lage des Gegenüber zu versetzen. Und dieser kleine Hauch Verständnis, der dann aufkommen mag, so naiv wie viele das jetzt bezeichnen werden, kann einen Menschen davor bewahren, dass seine innere Flamme für immer erlischt.